Die Poststellen Biel-Madretsch und Biel-Bözingen sollen erhalten bleiben – verteidigen wir 2,3, viele Poststellen!

Am 23. Dezember 2024 hatte unsere Sektion der Post CH Netz AG und dem Gemeinderat einen offenen Brief zugestellt, der die Erhaltung der Poststellen Biel-Madretsch und Biel-Bözingen forderte. Obwohl wir Unterschriften für den Brief nur an wenigen Tagen sammeln konnten, erreichten wir bald 218 Unterschriften. Wenige Tage zuvor, am 17. Dezember 2024, hatte die Gewerkschaft syndicom den Post-Verantwortlichen eine Petition mit 10’390 Unterschriften überreicht, die die Weiterführung aller Postfilialen und einen starken Service public forderte.
Damit sich auch der Regierungsrat für die Beibehaltung des aktuellen Poststellenetzes einsetze, hatte die damalige Grossrätin Anna Tanner mit neun Mitunterzeichnenden schon im November eine Motion eingereicht, die den Regierungsrat aufforderte, die Bestrebungen der Gemeinden für die Erhaltung gefährdeter Poststellen zu unterstützen.

Die Antwort der Post CH Netz AG an unsere Sektion

Die Leitung der Post Netz AG zeigte Verständnis für unsere Anliegen und bestätigte die Bedeutung eines flächendeckenden physischen Netzes. Die Aufgabe von weiteren eigenbetriebenen Filialen begründeten die Unterzeichner des Antwortbriefes mit betriebswirtschaftlichen Zwängen – weil viele Postdienstleistungen weniger nachgefragt würden, hätten sich zu hohe Einnahmenverluste ergeben. Weil die Post Netz AG die Grundversorgung auch in Zukunft ohne den Zufluss von Steuergeldern garantieren wolle, sollten manche Filialen künftig nur noch als «Filiale mit Partner» betrieben werden: Andere Geschäfte sollten nebenbei noch Postdienstleistungen anbieten, dabei würden die Kund:innen in der Regel von längeren Öffnungszeiten profitieren.

Was wir anders sehen…
…aus gewerkschaftlicher und politischer Sicht: «Einsparungen» können teuer werden

Mit der Umwandlung von 170 eigenbetriebenen Poststellen zu «Filialen mit Partner» will die Post AG rund 30 Millionen Franken pro Jahr einsparen. Denn die Löhne und die Arbeitsbedingungen bei den «Partnern» – es sind in der Regel Verkaufsläden – sind mit denjenigen der Post nicht vergleichbar. Und wenn ähnliche Arbeiten zu viel tieferen Löhnen erledigt werden, bleibt in der Regel der Lohndruck auf die qualifizierteren Arbeitskräfte nicht aus.

Es ist ausserdem unwahrscheinlich, dass der Umfang und die Qualität der postalischen Dienstleistungen in den «Filialen mit Partner» dem Niveau der eigentlichen Poststellen entspricht. Es resultiert also eine Verschlechterung der Grundversorgung in den betroffenen Dörfern und Aussenquartieren. Dabei darf nicht vergessen werden, dass die Zahl der Menschen mit eingeschränkter Mobilität wegen der Alterung der Bevölkerung in den nächsten Jahren zunehmen wird – sie werden Mühe haben, die nächste eigenbetriebene Poststelle aufzusuchen. Schliesslich drohen dadurch politische Folgeschäden. Im Osten Deutschlands zum Beispiel hat der Abbau staatlicher und staatsnaher Dienstleistungen zu viel Verbitterung geführt und der rechtsextremen Partei AfD zusätzliche Stimmen gebracht.

…aus unternehmerischer Sicht: das Tafelsilber darf nicht verscherbelt werden!

Erstens gehört das noch sehr dichte Filialnetz der Post aus unserer Sicht zum Tafelsilber des «gelben Riesen». Weil sie noch nahe bei den Menschen ist, geniesst die Post im Bewusstsein der Bevölkerung ein gutes Image. Wenn die Unternehmensleitung der Post das Filialnetz ausdünnt, setzt sie somit die «Soft Power» des Unternehmens aufs Spiel.
Zweitens gibt es angesichts des Schwindens des Kerngeschäfts andere mögliche Strategien. Es ist nicht zwingend, auf Steuergelder zu verzichten, wenn die Postfilialen staatsnahe Zusatzaufgaben übernehmen würden. Dass dies funktioniert, zeigt die italienische Post. In 7000 Gemeinden mit weniger als 15’000 Einwohnern hat sie ihre Poststellen mit Erfolg zu umfassenden Dienstleistungszentren und Treffpunkten ausgebaut.

Die Möglichkeiten, den Einbruch bei der Briefpost und im Zahlungsverkehr zu kompensieren, sind vielfältig:
● Dienstleistungen im Bereich Digitalisierung: Die Expert:innenkommission unter der Leitung von Altständerätin Christine Egerszegi empfahl der Post AG, künftig mehr digitale Dienstleistungen anzubieten. In die gleiche Richtung ging eine Anregung der ehemaligen SP-Nationalrätin Edith-Graf-Litscher: Ich würde mir wünschen, dass im Postnetz der Zukunft die Pöstler:innen eine Brückenfunktion wahrnehmen und der Bevölkerung eine Hilfestellung in der Digitalisierung anbieten».
● Dienstleistungen im Kontext der Klimapolitik: Anlässlich einer Konferenz des Weltpostvereins im Oktober 2023 stellten die Konferenzteilnehmer:innen fest: «Der Postsektor ist gut positioniert, um globale Klimaschutzmassnahmen zu unterstützen (…) «die von den Postbetreibern verwalteten Vertriebs- und Informationsnetze könnten angepasst werden, um neue Klimadienste anzubieten.» Konkret schlugen die Journalisten Adrian Riklin und Daniel Stern vor, die Poststellen für den Verkauf und den Versand ökosozialer Produkte oder als Zentren für die Reparatur von Geräten zu nutzen.
● Schliesslich könnten die Postfilialen auch als Anlaufstellen für weitere gesellschaftlich sinnvolle Angebote aller Art genutzt werden. Die Kosten für diese gesellschaftlich nützlichen Dienstleistungen müssten von der öffentlichen Hand getragen werden.

 

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