Samstag, 20. Juli: Spaziergang zum Thema «Rechtsextremismus und Antifaschismus in Biel»

Vor gut 90 Jahren wurden die Demokratien in Europa mir dem Aufstieg des Rechtsextremismus konfrontiert. In Deutschland gelangten die Nationalsozialisten unter Hitler um 1933 an die Macht, in Italien hatten die Faschisten schon seit 1922 eine Diktatur etabliert. Wer Hitlers «Mein Kampf» gelesen hatte, verstand, dass in Europa ein neuer Krieg drohte, und Flüchtlinge aus Deutschland berichteten Furchtbares aus den Folterkellern und den ersten Konzentrationslagern der Nazis.

Solidarität mit den verfolgten Antifaschist:innen bedeutete nicht selten die Rettung von Menschenleben. Auch Bieler:innen riskierten viel, um das Leben und die Freiheit der Verfolgten zu retten. Sie sollen anlässlich des Spazierganges vom 20. Juli gewürdigt werden.

Treffpunkt: Bieler Altstadt, Burgplatz, beim Gerechtigkeitsbrunnen, um 14 Uhr

Dauer: 90 bis 120 Minuten

Anmeldung: Christoph Lörtscher, 078 805 64 0

Erinnert wird unter anderem an das Engagement der folgenden Persönlichkeiten:

Henri Dubuis (1887-1969)

Der Bieler Architekt engagierte als junger Mann in der kommunistischen «Freien Jugend». Als Mitglied der «Roten Hilfe» brachte er 1933 bis 1939 vor allem gefährdete italienische Antifaschisten in die Schweiz. 1933 trug er auch dazu bei, dass die Marxistische Bibliothek in Berlin gesichert und nach Paris gebracht werden konnte.

Marguerite Gobat (1870-1937)

Die Journalistin, Feministin, Pädagogin und Pazifistin aus Magglingen gehörte zu den «Frauen für den Frieden». Die etwa 30 Frauen trafen sich, um warme Kleider für die Kinder im republikanischen Spanien zu stricken und um für die Sache der Republik zu werben.

Ernst Stauffer (1914-1997), Hermann Stauffer (1915-1938)

Die in Nidau aufgewachsenen Brüder brachen 1936 nach Spanien auf, um in den «Internationalen Brigaden» die Spanische Republik gegen die Putschisten um General Franco zu verteidigen. 1938 wurde Ernst Stauffer verletzt, im selben Jahr kehrte er in die Schweiz zurück. Sein Bruder Hermann kam 1938 bei Abwehrkämpfen am Ebro ums Leben.

Hans Mühlestein (1887-1969)

Der Bieler Historiker, Schriftsteller und Politiker spielte in der Schweizer Solidaritätsbewegung mit der Spanischen Republik 1933 bis 1939 eine wichtige Rolle. Nicht zuletzt dank ihm entwickelte sich die Schweizer Spanien-Solidarität zu einer breiten Bewegung.
Wegen «Anstiftung zum Militärdienst in fremden Armeen» wurde er 1936 zu einer Haftstrafe verurteilt.

Alice Boder-Lauper (1893-1978)

Die langjährige SP-Politikerin wurde als Vorkämpferin für soziale Gerechtigkeit und Frauenrechte bekannt. Früh engagierte sie sich für eine menschliche Asylpolitik. 1938 protestierte sie gegen die Zurückweisung jüdischer Flüchtlinge an den Schweizer Grenzen. In den Kriegsjahren beherbergte sie in ihrer Wohnung an der Nidaugasse illegal bis zu fünf jüdische Flüchtlinge. In einem ähnlichen Ausmass engagierte sich die Bieler SP-Stadträtin Gertrud Wenger.

Pierre Wollmann (1923-2017)

Im Jahr 1943 besuchte der 20-jährige Bieler Pierre Wollmann eine Handelsschule. In Europa war der Holocaust im vollen Gang. Pierre Wollmann war Präsident der Bieler Sektion der «Jungen Wächter», einer linkszionistischen jüdischen Jugendorganisation. Mehrmals gelang es ihm, bedrohte Mitglieder der belgischen «Jungen Wächter» über die Schweizer Grenze und ins sichere Landesinnere zu bringen.
Am 17. November wurde Wollmann verhaftet und wegen Beihilfe zu illegalem Grenzübertritt zu 8 Tagen Haft verurteilt.

Beitrag teilen:

Glenda Gonzalez Bassi als neue Stadtpräsidentin!
Der Kahlschlag bei der Post ist unsozial und vermeidbar