Gemeineigentum und staatliche Planung – sie sind tief verwurzelt in unserer Geschichte und bedeutsam für die Gestaltung unserer Zukunft

Das Gemeineigentum als Erfolgsgeschichte

In den Städten kommt es zur Bildung von Hitzeinseln, im Mittelland versiegen kleinere Flüsse, in den Alpen fehlt es an Trinkwasser: Die Klimaerhitzung macht sich auch bei uns immer deutlicher bemerkbar. Die trockenen und heissen Sommer des Mittelmeerklimas prägen immer öfter auch unsere Sommerzeit.
Die Verknappung des Wassers, die daraus resultiert, muss jedoch nicht unbedingt zulasten der weniger Verdienenden gehen: Eine kluge Form des Umgangs mit Wasserknappheit wurde schon vor einem halben Jahrtausend entwickelt. In der Walliser Gemeinde Törbel zum Beispiel wurde die Nutzung der natürlichen Ressourcen seit jeher genossenschaftlich organisiert, die ersten als Suonen bekannten Bewässerungskanäle der Dorfgemeinschaft entstanden im Jahr 1483. In den 1980er-Jahren dokumentierte die Ökonomin Elinor Ostrom diese Erfolgsgeschichte der nachhaltigen genossenschaftlichen Wasserbewirtschaftung, bevor sie weltweit ähnliche Formen gemeinschaftlichen Wirtschaftens erforschte. 2009 wurde Frau Ostrom für ihre Forschungsarbeiten zu erfolgreichen Formen genossenschaftlicher Selbstorganisation zur ersten Trägerin des Nobelpreises für Wirtschaft gekürt.

Staatliche Planung als Garant der Landesversorgung

Die staatliche Planung von Teilen der Schweizer Wirtschaft wurde besonders in den Jahren des Zweiten Weltkriegs spürbar. Nach Einschätzung des Historikers Bernard Degen haben sich die staatlichen Eingriffe in die Privatwirtschaft positiv ausgewirkt: Die Rationierung knapper Bedarfsgüter, die Bildung von Pflichtlagern, die Anordnung eines Höchstpreises für wichtige Güter und die vermehrte Produktion von Nahrungsmitteln haben 1939 bis 1945 fast allen Menschen in der Schweiz eine angemessene Grundversorgung ermöglicht. Ein Vierteljahrhundert zuvor, während der Zeit des Ersten Weltkriegs, hatte der Bundesrat Staatseingriffe in die Wirtschaft immer wieder hinausgezögert – das Resultat war ein tiefer sozialer Graben, der im November 1918 dazu beitrug, dass die Schweizer Arbeiterbewegung den unbefristeten Landesstreik proklamierte.

Gemeineigentum und staatliche Planung werden zunehmend aktuell

In den Jahren der Coronapandemie kam es zum Zusammenbruch globaler Lieferketten, schlagartig wurden manche Güter des täglichen Bedarfs zur Mangelware. Im Zusammenhang mit der Klimaerhitzung sind wir vermehrt mit der Begrenztheit der Wasserreserven konfrontiert, zudem stehen wir vor der Aufgabe, mit den Ressourcen sparsamer umzugehen. Und nicht zuletzt führt der real existierende Kapitalismus durch die Entfesselung materieller Gier immer wieder dazu, dass nicht das Notwendige, sondern das besonders Profitable hergestellt wird.
Vor diesem Hintergrund werden Denkanstösse, die eine wirtschaftliche Entwicklung jenseits der kapitalistischen Warenproduktion würdigen, immer wichtiger. Denkanstösse wie jene der Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom, die den Erfolg selbstverwalteter Genossenschaften aufzeigt, oder jene der Ökonomin Ulrike Herrmann, die sich mit den Erfolgschancen einer staatlich gelenkten Kreislaufwirtschaft auseinandersetzt.

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