Zum Internationalen Frauentag am 8. März 2024

 

Der 8. März 2024 in Biel

Am Nachmittag des 8. März haben wir, Mitglieder der SP Biel-Madretsch und eine Genossin, Mimosen auf dem Bahnhofplatz verteilt, ebenso ein Flugblatt zum Internationalen Frauentag. Unser Flugblatt hat die Pionierinnen und die solidarischen Männer gewürdigt, die die Gleichstellung in den letzten Jahrzehnten vorangebracht haben. Es hat aber auch klar festgehalten, wo wir noch weit von der Gleichstellung entfernt sind:

Lohntransparenz und Lohngleichheit. Im Jahr 2020 betrug der Lohnunterschied zwischen Frau und Mann immer noch 13,8 Prozent. Dieser Lohnunterschied widerspricht dem Gleichstellungsgesetz, das auf der Bundesverfassung beruht. Die Löhne vieler Frauen müssen angehoben werden! Dabei helfen oft Gesamtarbeitsverträge.

Altersvorsorge. Im Jahr 2019 konnten bis 5 Jahre nach dem ordentlichen Pensionsalter 82,9 Prozent der Rentner eine zweite Säule beziehen, aber nur 69,2 Prozent der Frauen. Hier braucht es bessere Regelungen.

Frauen in Kaderpositionen. Im Jahr 2020 setzten sich die Unternehmensleitungen unseres Landes zu 68,6 Prozent aus Männern zusammen, der Frauenanteil betrug 31,4 Prozent. Gesetzliche Vorschriften könnten den Frauenanteil erhöhen.

Häusliche Gewalt: Im Jahr 2019 betrug der Frauenanteil bei den Beschuldigten bezüglich häuslicher Gewalt 24,8 Prozent, bei den Geschädigten 71,9 Prozent. Es braucht wirksamere Massnahmen gegen häusliche Gewalt.

In Bezug auf die Situation in Biel haben wir auf zwei Anliegen hingewiesen:

Die Beseitigung struktureller Abhängigkeiten:  Letztes Jahr ist ein Mitarbeiter der Sicherheitspatrouille (SIP)Biel von einer Kundin des Migrationsdienstes angezeigt worden, weil er als Gegenleistung für das sichere Ausstellen eines Ausländerausweises sexuelle Dienstleistungen verlangt hatte. Dies wäre nicht möglich, wenn die Abteilung Sicherheit und Spezialdienste die Verlängerung der Ausweise für Ausländer:innen fristgerecht vornehmen würde.

Eine Fachstelle für Gleichstellungsfragen: Beim Frauenstreik vom 14. Juni 2019 forderten die streikenden Frauen die Schaffung einer Bieler Fachstelle für Gleichstellungsfragen. Leider warten sie bis heute darauf. Die Gleichstellung in unserer Stadt würde von dieser Stelle profitieren!

Der Frauenplatz Biel hat im Filmpodium den Film «Olfas Töchter» der tunesischen Regisseurin Kaouther Ben Hania gezeigt. Am Tag davor konnte er einen Erfolg feiern, nämlich eine bessere Sichtbarkeit von Bielerinnen im Stadtbild: Der neue Platz an der Kreuzung Pavillonweg-Alpenstrasse im Beaumont-Quartier ist nach der bedeutenden Bieler Kunsthandwerkerin und Malerin Anna Haller (1872–1924) benannt worden.

So ist der internationale Tag der Frau entstanden

Die Idee zu einem internationalen Kampftag für die Anliegen der Frau kam aus den USA. Dort hatten Frauen der Sozialistischen Partei Amerikas (SPA) im Jahr 1908 ein Nationales Frauenkomitee gegründet, das beschloss, einen besonderen Kampftag für das Frauenstimmrecht zu initiieren. Dieser erste Frauentag in den USA am 28. Februar 1909 war ein Erfolg. Auch bürgerliche Frauenrechtlerinnen (Suffragetten) schlossen sich der Forderung nach dem Frauenwahlrecht und demonstrierten gemeinsam mit den Sozialistinnen.

Die Idee, diese Form des Protestes zu wiederholen, war schnell geboren, und so kam es auch 1910 im Februar zu nordamerikanischen Frauendemonstrationen für das Wahlrecht. 1911 brachte die US-Amerikanerin May Wood Simons die Idee zu einem solchen Tag an die Zweite Internationale Frauenkonferenz nach Kopenhagen. Die deutschen Sozialistinnen Clara Zetkin und Käte Duncker griffen die Anregung auf und setzten den folgenden Beschluss durch:

„Im Einvernehmen mit den klassenbewussten politischen und gewerkschaftlichen Organisationen des Proletariats in ihrem Lande veranstalten die sozialistischen Frauen aller Länder jedes Jahr einen Frauentag, der in erster Linie der Agitation für das Frauenwahlrecht dient. […] Der Frauentag muss einen internationalen Charakter tragen und ist sorgfältig vorzubereiten.“

Der erste internationale Frauentag wurde dann am 19. März 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn und der Schweiz gefeiert. Mit der Wahl des Datums sollte der revolutionäre Charakter des Frauentags hervorgehoben werden, denn der Vortag, der 18. März, war der Gedenktag für die Gefallenen während der Märzrevolution 1848. Ausserdem hatte auch die Pariser Kommune 1871 im März begonnen.

So kam es zum 8. März als Datum des Frauentags

Am 8. März 1917 – nach dem damals in Russland verwendeten julianischen Kalender der 23. Februar – streikten in Petrograd die Bewohnerinnen der armen Stadtviertel auf der Wyborger Seite. Arbeiterinnen, die Ehefrauen von Soldaten und erstmals auch Bäuerinnen gingen gemeinsam auf die Strasse und lösten so die Februarrevolution aus: „Als erste gingen die Frauen Petrograds auf die Strasse. Am 8. März (23. Februar alten Stils) 1917, dem Internationalen Frauentag, verliessen sie die Schlangen vor den Lebensmittelläden und demonstrierten unter der Losung: ‚Brot! Nieder mit dem Krieg! Nieder mit dem Absolutismus!‘ Gleichzeitig traten die Arbeiter der wichtigsten Rüstungsbetriebe, der Putilow-Werke, in den Streik und zogen in die Stadt. In den nächsten Tagen wuchs die Zahl der Streikenden und Demonstrierenden zu einer Lawine an. Die Revolution begann. Die Bauern im Soldatenrock liefen auf die Seite der Arbeiter über …“

Zu Ehren der Rolle der Frauen in der Revolution wurde auf der Zweiten Internationalen Konferenz kommunistischer Frauen 1921 in Moskau auf Vorschlag der bulgarischen Delegation der 8. März als internationaler Gedenktag eingeführt. In den folgenden Jahrzehnten behielt der 8. März den Charakter eines Feiertags der kommunistischen Weltbewegung. Erst nach 1945 beteiligten sich auch die Sozialdemokrat:innen an diesem Kampftag, nach 1968 wurde der 8. März auch zu einem Feiertag der Neuen Frauenbewegung.

Der 8. März und die Vereinten Nationen

1975, im internationalen Jahr der Frau, organisierten die Vereinten Nationen erstmals eine Feier am 8. März. In den folgenden Jahren richtete eine Gruppe von Angestellten im UN-Sekretariat Veranstaltungen zum 8. März aus – sie setzten sich gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und für Beschäftigungsmöglichkeiten von Frauen in den UN ein und nannten sich „Ad-Hoc-Gruppe für gleiche Rechte von Frauen“.

Am 16. März 1977 verabschiedete die UN-Generalversammlung eine UN-Resolution, die alle Staaten darum bat, einen Tag des Jahres zum „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“ zu erklären. Seitdem folgten jährliche Veranstaltungen der UN jeweils zum 8. März.

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