Arthur Villard – ein Beispiel für visionäre Kraft, politischen Mut und Beharrlichkeit

Sein politisches Schaffen hinterliess eine Spur in der Weltliteratur

Im Jahr 1969, als der Kanton Bern dem Schweizer Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt den Grossen Literaturpreis verlieh, verkündete der Preisträger, er akzeptiere den Preis, gebe ihn aber weiter – zu gleichen Teilen an den Schriftsteller Sergius Golowin, den Publizisten Paul Ignaz Vogel und den Politiker Arthur Villard.
Die Nennung des Namens Arthur Villard «liess jeden im Saal erschauern», schrieb das Thuner Tagblatt in seinem Bericht zur Preisverleihung – denn mit ihm ehrte Dürrenmatt einen unermüdlichen Kämpfer gegen die atomare Bewaffnung der Schweiz, gegen die Atomwaffen ganz allgemein und einen Vorkämpfer für das Recht, anstatt Militärdienst einen Zivildienst zu leisten. Ausserdem setzte sich Arthur Villard beharrlich für das Verbot von Schweizer Waffenexporten ein.

Ein Jahr später ehrte Dürrenmatt Arthur Villard mit einer Passage in seinem «Schweizer Psalm III»:

Armer Villard
Das Töten verurteilend
Wirst du von einem Lande verurteilt
Das aus dem Töten Profit zieht
Deine Lauterkeit sei unser Vorbild
Deine Tapferkeit werde die unsrige
Die Tapferkeit, in einem Lande zu leben
In welchem es langsam genierlich wird
Einem Bundesrat die Hand zu reichen

Dürrenmatts Kritik am Bundesrat bezog sich nicht zuletzt auf die Publikation des Büchleins «Zivilverteidigung», das 1969 in 2,6 Millionen Exemplaren gedruckt an alle Haushaltungen verschickt wurde. Das von Bundesrat von Moos herausgegebene Büchlein verdächtigte alle, die der Schweizer Armee kritisch gegenüberstanden, im Interesse einer feindlichen Macht zu handeln. Da erstaunt es nicht, dass das Thuner Tagblatt ein seinem Artikel über Dürrenmatts Weitergabe des Grossen Literaturpreises schrieb, Villard sei ein «Kryptokommunist» – also einer, der im Versteckten ein «Kommunist» sei. Damit war damals ein Anhänger der Sowjetunion gemeint. Doch mit dieser Anschuldigung wurde Arthur Villard verleumdet.

Arthur Villard: ein Denker – und eine Stütze unseres Landes

Dürrenmatt schrieb damals: «Die Stütze meines Landes sind die, welche denken, nicht jene, die mitmarschieren.» Dies passte zu Arthur Villards Engagement:

Antifaschismus und Nonkonformismus, Einsatz für den Weltfrieden

Im Jahr 1937 absolvierte Arthur Villard die Rekrutenschule, auch später leistete er Militärdienst – er kam auf insgesamt über 1100 Diensttage. Doch als früher Nonkonformist weigerte er sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, die Denkmuster der «Kalten Krieger» zu übernehmen. Stattdessen engagierte er sich für die internationale Friedensbewegung.
Im Vordergrund stand vorerst der Kampf gegen die weltweite atomare Bedrohung. Im Jahr 1962 kritisierte Arthur Villard als Delegierter der «Schweizerischen Friedensbewegung» an einem Friedenskongress in Moskau die atomare Aufrüstung der Sowjetunion. Und in der Schweiz galt sein ganzer Einsatz einer Volksinitiative, die den Verzicht der Schweiz auf atomare Bewaffnung forderte. Zwar erreichte die Initiative 1962 nur etwas mehr als ein Drittel Ja-Stimmen, doch sie markierte den Beginn einer wachsenden Friedensbewegung – in den folgenden Jahren nahmen immer mehr Menschen an den Ostermärschen der Atomwaffengegner:innen teil, die Arthur Villard mitorganisierte.

Arthur Villards Engagement für einen zivilen Ersatzdienst

Im Jahr 1963 wurde der Schweizer Zweig der «Internationale der Kriegsdienstgegner» (IDK) gegründet, Arthur Villard wurde zum ersten Präsidenten der Organisation. Damals nahm die Zahl der jungen Männer, die wegen Verweigerung des Militärdienstes aus Gewissensgründen zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden. rasch zu. Aus Solidarität mit ihnen verweigerte Arthur Villard einen letzten zweiwöchigen Wiederholungskurs. Deswegen wurde er zu einer Gefängnisstrafe von 45 Tagen unbedingt verurteilt. Auch als Parlamentarier setzte sich Villard unermüdlich für die Dienstverweigerer ein – seine wachsende Popularität brachte ihn in die Parlamente.

Arthur Villard als Sozialdemokrat und Parlamentarier

Als Sozialdemokrat gehörte Arthur Villard zum linken Flügel der Partei. Seit 1954 war er Mitglied der SP Biel-Madretsch, die er ab 1968 im Stadtrat, ab 1976 im Gemeinderat vertrat. 1966 wurde er mit dem zweitbesten Resultat aller Bieler in den Grossen Rat gewählt, fünf Jahre später in den Nationalrat. Als Parlamentarier setzte er sich weiterhin für die Einführung eines Zivildiensts ein. Wichtig waren ihm auch die Reduktion der Militärausgaben, das Verbot des Exports von Kriegsmaterial und eine solidarische Ausländerpolitik. 1973 setzte er sich für die Aufnahme chilenischer Flüchtlinge ein.
Doch 1979 legte Arthur Villard alle politischen Ämter nieder: Dass das Bieler Volkshaus, das 1975 Konkurs gemacht hatte, privaten Investoren überlassen werden sollte, konnte er nicht akzeptieren.

Sein friedenspolitisches Engagement führte er auf ausserparlamentarischer Ebene weiter. Auf dem Grabstein des 1995 verstorbenen Friedensaktivisten ist ein Zitat von Victor Hugo zu lesen: «Diejenigen, die leben, sind diejenigen, die kämpfen».

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Aus unserer Generalversammlung vom 4. Juni
Im Filmpodium Biel, am Freitag, 30. 5. 2025, 18.00: «L’homme et le temps» – ein wertvoller Dokumentarfilm des Bielers Alvaro Bizzarri