1829 Ds Urteil vo Nidou: eine Madretscherin als Hauptfigur eines Freilichtspiels

Am 10. Dezember 1829 wurde Susanna Elisabeth Weyeneth, eine 27-jährige Landarbeiterin aus Madretsch, in einer öffentlichen Prozession von Nidau nach Madretsch zur Richtstätte geführt. Dort wurde sie in einer Art tragischer Jahrmarktsituation vor tausenden Schaulustigen erdrosselt und anschliessend verbrannt.
Das Freilichtspiel «Ds Urteil vo Nidou» blickt hinter die Kulissen des Kriminalfalls, der zum tragischen Ende der jungen Frau geführt hat, und wirft kritische Fragen auf.
Die Premiere des Stücks findet am 10. August im Schlosspark Nidau statt.

Der tragische Tod von drei Kindern, ein dringender Tatverdacht

Anfang Juni 1829 brannte in Madretsch bei Biel ein Holzhaus ab, das von der Familie Gloor und dem Ehepaar Weyeneth bewohnt worden war. Die drei Kinder der Familie Gloor kamen in den Flammen um. Ein dringender Tatverdacht fiel auf Susanna Elisabeth Weyeneth. Sie wurde zwei Tage später verhaftet und im Schloss Nidau inhaftiert.

Das Geständnis, mögliche Motive

Gemäss den Verhörprotokollen hatte Elisabeth Weyeneth nach sechzehn Verhören gestanden, das Feuer gelegt zu haben. Sie habe Hassgefühle gegen die Familie Gloor gehegt, sagte sie aus, aber verhindern wollen, dass das Haus abbrenne.

Gemäss den Aussagen Elisabeth Weyeneths hatte sich das nachbarschaftliche Verhältnis immer mehr verschlechtert: Das Einkommen ihres Mannes, der als Tagelöhner arbeitete, und ihr Verdienst vermochten ihre Lebenskosten nicht zu decken. Somit seien sie wiederholt auf die Hilfe der Nachbarn angewiesen gewesen. Als die Gloors auf die Rückgabe von Geld und Lebensmitteln bestanden, habe sie aus Hilflosigkeit mit Verwünschungen reagiert.

Schwere juristische Mängel, erhebliche Zweifel

Der Prozess gegen Elisabeth Weyeneth wurde gemäss den Rechtsnomen der «Carolina» geführt, der Peinlichen Halsgerichtsordnung des Kaisers Karl V. aus dem Jahr 1530. Massgebend wäre jedoch das «Helvetische Peinliche Gesetzbuch» aus dem Jahr 1799 gewesen. Ausserdem muss aufgrund der Quellen vermutet werden, dass Elisabeth Weyeneth keinen Rechtsbeistand erhielt. Als Analphabetin konnte sie ihr Geständnis weder lesen noch unterzeichnen.

Gemäss der Historikerin Sabine Kronenberg wurde Elisabeth Weyeneth durch die Ratsherren vorverurteilt. Diese Vorverurteilung hatte eine starke moralische Dimension und beeinflusste das Urteil. Um den Kontext ihrer Verurteilung angemessen zu verstehen, muss man also das Machtgefälle und die gesellschaftlichen Normen der damaligen Zeit berücksichtigen.

Schliesslich deutet manches darauf hin, dass Elisabeth Weyeneth möglicherweise ein Geständnis ablegte, um ihren Mann zu schützen. Dies ist ein entscheidendes Detail, das zur Klärung ihrer Motive und Handlungen beitragen könnte.

Die Aufführungsdaten:

Sonntag, 10. August 2025 (Premiere)
Montag, 11. August 2025
Mittwoch, 13. August 2025
Donnerstag, 14. August 2025
Freitag, 15. August 2025
Samstag, 16. August 2025
Sonntag, 17. August 2025
Mittwoch, 20. August 2025
Donnerstag, 21. August 2025
Freitag, 22. August 2025
Samstag, 23. August 2023
Montag, 25. August 2025
Donnerstag, 4. September 2025
Freitag, 05. September 2025
Samstag, 6. September 2025
Sonntag, 07. September 2025 (Dernière)

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